Auf den Spuren von Victor Hugo: Kulturaustausch führt ins Pariser Viertel „Le Marais“

Ulrike Kasper (rechts) führte die französisch-deutsche Gruppe unter anderem durch das Musée Carnavalet (Foto: SPV)

Verspätung der S 5 wegen der Reparatur  der Autobahnbrücke, Abfahrt des ICE auf einem anderen Gleis, aber sonst hatten die 13 Teilnehmer des Kulturaustausches keinen Grund zur Klage während ihrer Fahrt nach Paris. Nicht einmal Verspätung hatte der Zug am Gare de l’Est. Beste Voraussetzungen also für den Kulturaustausch in der französischen Partnerstadt Houilles, der diesmal ins Pariser Stadtviertel „Le Marais“ führte.

Der Tagesausflug ins Marais war nur einer der Programmpunkte, den das Houiller Comité du Jumelage vorbereitet hatte.  Schwierig zu sagen, was interessanter war am ersten Tag des Kulturwochenendes: der Spaziergang rund um das barocke Schloss Maisons-Laffitte aus dem 17. Jahrhundert oder das französische Dîner mit Ente „gefieselt“, Kartoffelstampf, Süßspeise mit Wein zu jedem Gang. „Ich war auch am nächsten Morgen noch satt„, beschreibt Ditta Schneider den kulinarischen Teil, „was allerdings ein Glück war, denn ein französisches Petit Déjeuner (Frühstück, Anm. d. Red.) ist eben kein deutsches.“

In leichtem Regen führte Ulrike Kasper, eine frühere Hamburger Deern, die es vor 35 Jahren an die Seine verschlug, die 20-köpfige Gruppe durch die engen Altstadtgassen vorbei an Bäckereien, Galerien und durch Adelspaläste des 15. und 16. Jahrhunderts. Ein Blick ins Musèe Carnavalet mit seinem imposanten Innenhof rundete den ersten Teil der Führung ab, bevor der Tross im Bistrot Caché in den Hinterhöfen des Marais Mittagessen bestellte.

Zentraler Punkt des Pariser Stadtviertels „Le Marais“: Place des Vosges (Foto: SPV)

Vom zentralen Platz des Marais, dem Place des Vosges – immerhin ist das auch nach den Maßstäben der Pariser der schönste Platz der ganzen Stadt – folgten Gäste und Gastgeber schließlich den Spuren von Victor Hugo. Der Schriftsteller lebte einige Jahre lang in einer der beeindruckenden Stadtvillen und ersann dort seinen Roman „Der Glöckner von Notre Dame“.

Indes: Weil auch beeindruckende Kultur nur in einem gewissen Maß ohne Pause genossen werden kann, wartete – wieder zurück in Houilles – das Comité du Jumelage mit einem Freundschaftsabend auf. Abendessen und Disco – damit klang das Wochenende aus.

  • Platz Georges Cain im Marais (Foto: SPV)
Das Marais damals und heute
Der Stadtteil Marais im 4. Arrondissement beherbergt heute neben Boutiquen und Galerien auch zahlreiche Restaurants, die koschere Mahlzeiten servieren. Fast die Hälfte der jüdischen Gemeinde in Frankreich lebt in Paris, teils auch im einstigen jüdischen Zentrum der Stadt – dem Marais.

Dabei war das Quartier lange Zeit nicht mehr als ein Sumpfgebiet vor den Toren von Paris. Im 13. Jahrhundert wurde es von Angehörigen des Templerordens trockengelegt und bei der Erweiterung der Pariser Stadtmauern zur Stadt hinzugefügt. Im 17. Jahrhundert wurde das Marais zur bevorzugten Wohngegend des Adels, der während der Französischen Revolution allerdings vertrieben wurde. Erst in den 1960er Jahren unter Charles de Gaulle erfuhr der Stadtteil nahe der U-Bahn-Station Saint-Paul eine neue Blütezeit.

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